Werkzeuge die ich verwende (Uhrmacher)

Uhrmacher-Kunst mit Herzschlag

Werkzeuge die ich verwende (Uhrmacher)

Als Uhrmacher werde ich immer wieder gefragt, welches Werkzeug ich eigentlich bei meiner Arbeit verwende. Hochwertiges Werkzeug ist entscheidend – besonders für jemanden, der täglich damit arbeitet und hochwertige Uhren repariert. Wer Qualität schätzt, erspart sich nicht nur Kosten, sondern auch Nerven.

Gutes Werkzeug ist also enorm wichtig – auch für Hobbyschrauber, damit sie nicht versehentlich Schäden an ihrer Uhr verursachen und am Ende noch höhere Kosten haben. Schließlich war es wohl kaum das Ziel, mehr auszugeben, wenn man seine Uhr selbst öffnen oder einfach nur das Band wechseln bzw. kürzen möchte.

Grundlegende Werkzeuge für den Uhrmacher

Häufig benötigtes Werkzeug:

Schmier- und Reinigungsstoffe:

Hilfsmittel für ein effizienteres Arbeiten:

Maschinen/ Geräte für den Profi:

All diese Werkzeuge kommen fast täglich bei der Arbeit an einer Uhr zum Einsatz – egal, ob sie mechanisch ist oder mit Batterie bzw. Akku betrieben wird. Viele dieser Werkzeuge sind allgemein für die Reparatur einer Uhr erforderlich.


Der ideale Arbeitsplatz eines Uhrmachers

Kurz zu meinem Arbeitsplatz, an dem sich ein Uhrmacher zu 90 % der Zeit aufhält und die meisten Arbeiten ausführt. Idealerweise ist der Tisch höhenverstellbar, denn wir müssen mit der Lupe sehr nah an das Objekt, um im Fokus zu sein. Die Tischplatte sollte daher etwa auf Brusthöhe sein, wenn wir am Tisch sitzen – sonst wird die Arbeit schnell unangenehmer als nötig.

Licht ist ebenfalls enorm wichtig. Wir arbeiten mit sehr kleinen Bauteilen, und es ist essenziell, selbst winzige Schmutzpartikel zu erkennen, die sich im Uhrwerk befinden oder hineinfallen könnten.

Die Unterlage auf dem Tisch sollte weich und fusselfrei sein – gerade bei Uhren aus Edelmetall, um Kratzer zu vermeiden. Eine helle Gummimatte ist ideal, da sie fusselfrei ist und durch die Lichtreflexion zusätzlich die Sicht verbessert.

Beispiel: Batteriewechsel mit den richtigen Werkzeugen

Kommen wir nun zu den Werkzeugen, die es immer braucht. Ich erkläre das anhand eines einfachen Batteriewechsels.

Bevor ich eine Uhr öffne, prüfe ich sie zunächst von außen. Dabei erkenne ich Verschmutzungen oder Beschädigungen. Wichtig sind dabei gutes Licht und eine Lupe – eine 2,5-fache Vergrößerung reicht aus, da es nicht darum geht, Mikrokratzer zu sehen. Anschließend teste ich die Funktionen: Lässt sich die Krone (die Stellschraube bei 3 Uhr) bedienen? Funktionieren alle Drücker? Falls versenkte Drücker vorhanden sind, nutze ich einen Montagestab oder einen Zahnstocher, um sie zu testen.

Falls die Uhr stark verschmutzt ist, erfolgt vor dem Öffnen eine erste Reinigung. Dafür benutze ich ein Putzholz – ähnlich einem Zahnstocher, aber länger und aus weicherem Holz. Alternativ kann ein fusselfreies, nicht auf Papier basierendes Feuchttuch oder ein einfacher Lappen verwendet werden. Wasser verwende ich nur, wenn ich sicher bin, dass die Uhr dicht ist, was ich vorher mit einem Dichtheitsprüfgerät überprüfe.

Gehäuse öffnen – verschiedene Typen

Nachdem die Uhr gereinigt ist, folgt das Öffnen des Gehäuses – der erste knifflige Part. Hier gibt es unterschiedliche Bauweisen:

  • Verpresste Böden sind oft bei günstigeren Uhren (unter 500 €) zu finden. Zum Öffnen verwende ich ein Uhrmachermesser oder einen speziellen Gehäuseöffner. Mit der zusätzlichen Klinge des Uhrmachermessers lässt sich der Boden vorsichtig aufhebeln. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann eine Schutzfolie zwischen Klinge und Gehäuse legen, um Spuren zu vermeiden.
  • Verschraubte Böden sind bei hochwertigen Uhren fast ausschließlich Standard. Hier gibt es zwei Varianten: Böden mit einzelnen Schrauben oder solche mit Gewinde.

Falls ein Boden bereits beschädigt ist, weil er zuvor unsachgemäß geöffnet wurde, kann das Öffnen problematisch werden. In diesem Fall nutze ich einen professionellen Gehäuseöffner mit verschiedenen Klingen und fixiere die Uhr in einer Halterung.

Für verschraubte Böden mit einzelnen Schrauben benötige ich einen passenden Schraubendreher. Hier lohnt sich ein kompletter Schraubendreher-Satz anstelle einzelner Werkzeuge. Die Qualität der Klingen ist entscheidend – günstige Schraubendreher brechen schnell und können das Gehäuse verkratzen. Die Klingen müssen exakt in den Schraubenschlitz passen. Falls sie nicht perfekt sitzen, können sie mit Schleifpapier nachbearbeitet werden. Hierfür gibt es spezielle Schleifhilfen, die ich persönlich als sehr praktisch empfinde.

Ist der Boden selbst mit einem Gewinde verschraubt, gibt es zwei Methoden zum Öffnen:

  1. Gummiball: Dieser hat eine haftende Oberfläche und kann oft ausreichen, um den Boden zu lösen. Besonders bei Luxusuhren kann diese Methode jedoch an ihre Grenzen stoßen.
  2. Professioneller Gehäuseöffner mit Aufsätzen: Diese Aufsätze sind an die Form des Bodens angepasst und bieten optimalen Halt. Besonders empfehlenswert sind Gummistempel, da sie universell einsetzbar sind und keine Spuren hinterlassen.

Beim Öffnen ist immer Vorsicht geboten – ein Abrutschen kann schnell zu Kratzern führen.

Batteriewechsel und Wahl der richtigen Pinzette

Für den Batteriewechsel benötige ich eine Pinzette. Pinzetten sind essenziell für den Umgang mit kleinen Bauteilen, wie Schrauben oder Batterien. Es gibt sie in verschiedenen Materialien:

  • Messing-Pinzetten sind weicher und besonders für Anfänger geeignet, da sie Kratzer vermeiden.
  • Metall-Pinzetten sollten antimagnetisch sein – sonst kann die Uhr unbewusst magnetisiert werden, was zu Gangabweichungen bei mechanischen Uhren führt.
  • Kunststoff-Pinzetten sind ideal für Batteriewechsel, da sie Kurzschlüsse vermeiden. Allerdings sind sie oft nicht fein genug für filigrane Arbeiten.

Nach dem Batteriewechsel überprüfe ich erneut die Funktion. Falls die Uhr nicht läuft, kann – je nach Uhrwerk – eine Reinigung des Räderwerks notwendig sein.

Demontage, Reinigung und Montage des Uhrwerks

Nach dem Batteriewechsel wird die Funktion der Uhr überprüft. Läuft sie noch immer nicht, kann es bei manchen Quarzwerken notwendig sein, sofern möglich, das Räderwerk zu demontieren und zu reinigen – ähnlich wie bei einer mechanischen Uhr.

Für die Demontage benötigt man einen Schraubendreher und eine feine Pinzette. Eine Lupe ist unerlässlich, um präzise zu arbeiten und Beschädigungen zu vermeiden. Besonders vorsichtig muss man mit der empfindlichen Spule umgehen. Ihr extrem feiner Draht kann schnell brechen, was zu einem Defekt führt, der nicht ohne Weiteres repariert werden kann.

Nach der Demontage folgt die Reinigung der einzelnen Werkteile. Eine einfache Methode besteht darin, die Teile in einer Glasschale mit Reinbenzin zu reinigen, das in Drogerien oder online erhältlich ist. Für professionelle Uhrmacher gibt es jedoch effizientere Methoden. Ich verwende eine Reinigungsmaschine mit speziellen Reinigungslösungen, die oft mit Ammoniak versetzt sind.

Je nach Gerät durchläuft das Uhrwerk ein oder zwei Reinigungsbäder, teilweise mit sanfter Ultraschallunterstützung. Anschließend folgen Spülbäder, um sämtliche Rückstände zu entfernen. Diese Methode ist für Uhrmacher eine enorme Erleichterung, da die Reinigung automatisch abläuft und parallel dazu andere Arbeiten erledigt werden können, etwa die Reinigung des Gehäuses oder die Reparatur einer weiteren Uhr.

Nach der Reinigung erfolgt eine gründliche optische Kontrolle. Die nun sauberen Werkteile werden auf Abnutzung oder Beschädigungen überprüft, um gegebenenfalls Komponenten auszutauschen. Dafür verwende ich eine 5- bis 10-fache Lupe. Bei besonders kleinen Details kommt ein Mikroskop mit bis zu 30-facher Vergrößerung zum Einsatz. Mechanische Uhren funktionieren ohne Batterie oder elektronische Steuerung, weshalb jede ungewollte Reibung erkannt und beseitigt werden muss. Selbst kleinste Partikel können zu Problemen führen. Um sie zu entfernen, nutze ich eine spezielle Knetmasse namens Rodeco. Sie sollte jedoch nicht zu alt sein, da sie sonst selbst Rückstände hinterlassen kann.

Schmierung und Reglage der Uhr

Sind alle Komponenten überprüft, folgt die Montage und Schmierung. Dafür wird das Uhrwerk in einen Werkhalter eingespannt und mit Pinzette sowie Schraubendrehern zusammengesetzt. Falls nötig, kann ein Montagestäbchen als dritte Hand helfen.

Die Schmierung erfolgt mit einem Ölgeber, einer feinen Metallspitze mit tropfenförmigem Ende, die das Öl durch Eintauchen in ein Ölnapf aufnimmt. Es gibt verschiedene Größen von Ölgebern, abhängig von der benötigten Ölmenge. Wer unsicher ist, sollte mit einem kleineren Ölgeber beginnen. Entscheidend ist außerdem die Wahl des richtigen Schmiermittels. Nicht jedes Zahnrad benötigt dasselbe Öl – manche Teile erfordern zähflüssiges Fett, da dünnflüssiges Öl wegspritzen könnte.

Nach der Schmierung und Montage folgt die Funktionsprüfung: Läuft die Uhr wieder? Und wenn ja, wie genau? Bei einer Quarzuhr regelt ein elektronischer Chip die Ganggenauigkeit automatisch. Mechanische Uhren hingegen müssen manuell einreguliert werden – dieser Vorgang wird als Reglage bezeichnet.

Zur Reglage nutzt der Uhrmacher eine Zeitwaage mit Mikrofon, auf das das Uhrwerk eingespannt wird. Das Mikrofon erfasst die Ticks der Uhr und errechnet daraus Werte wie Ganggenauigkeit, Amplitude und Abfallfehler, die auf einem Bildschirm angezeigt werden. Anhand dieser Daten kann der Uhrmacher erkennen, ob die Uhr zu schnell oder zu langsam läuft und entsprechend justieren.

Für den Hobbybereich gibt es bereits Zeitwaagen aus Asien für rund 300 €, die erstaunlich gut funktionieren. Professionelle Geräte hingegen kosten zwischen 4.000 und 5.000 €.

Ist die Uhr korrekt eingestellt, wird das Werk wieder ins Gehäuse eingesetzt. Dabei ist Sauberkeit essenziell: Ein verschmutztes Gehäuse könnte Staub oder Partikel ins Uhrwerk bringen. Die Reinigung erfolgt am einfachsten mit warmem Wasser, etwas Seife und einer Zahnbürste. Wer ein Ultraschallgerät besitzt, kann dieses nutzen, insbesondere für Metallarmbänder. Nach dem Reinigen sollte alles gründlich mit klarem Wasser abgespült und anschließend getrocknet werden – entweder mit einem Heizlüfter, einem Föhn oder durch Lufttrocknung.

Sobald das Gehäuse sauber und trocken ist, kann das Uhrwerk wieder eingesetzt werden.

Zusammenbau und abschließende Kontrolle

Bevor das Gehäuse wieder verschlossen wird, müssen die Dichtungen – sofern vorhanden – gereinigt und gefettet werden. Hierfür eignet sich Silikonfett, das die Dichtungen geschmeidig hält und deren Funktion sicherstellt. Eine praktische Methode ist die Verwendung einer Kunststoffdose mit zwei getränkten Schwämmen: Die Dichtung wird hineingelegt, die Dose geschlossen und dann durch Drehen von Boden und Deckel gleichmäßig eingefettet. Anschließend kann sie mit einer Pinzette präzise an ihrer vorgesehenen Stelle am Boden oder Gehäuse eingesetzt werden. Sind die Dichtungen porös oder beschädigt, sollten sie unbedingt ersetzt werden, da sonst die Wasserdichtigkeit der Uhr verloren geht.

Nun wird das Gehäuse wieder verschlossen:

  • Verschraubte Böden werden mit einem Gummistempel oder einem passenden Gehäuseöffner gleichmäßig festgezogen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Dichtung nicht verrutscht oder eingeklemmt wird.
  • Böden mit Schrauben werden sorgfältig angezogen, um eine gleichmäßige Abdichtung zu gewährleisten.
  • Gepresste Böden stellen oft die größte Herausforderung dar – sowohl für Laien als auch für Profis. Ohne das richtige Werkzeug kann es schwierig sein, den Boden gleichmäßig aufzudrücken. Wird er nicht parallel eingesetzt, drohen Beschädigungen, die teure Reparaturen nach sich ziehen. Wer unsicher ist, sollte einen Uhrmacher aufsuchen oder eine Gehäusepresse mit passenden Stempeln verwenden. Dabei wird das Gehäuse unterlegt und der Boden mit dem passenden Stempel gleichmäßig aufgepresst – eine schnelle und zuverlässige Methode mit etwas Übung.

Zum Abschluss folgt die Funktionskontrolle: Alle Funktionen der Uhr werden geprüft, ebenso die Ganggenauigkeit. Falls möglich oder gewünscht, wird zusätzlich eine Wasserdichtigkeitsprüfung durchgeführt. Dabei wird die Uhr in eine Metallglocke gelegt und unter Druck gesetzt, um zu simulieren, ob sie dem entsprechenden Wasserdruck standhält. Hält die Uhr dem Test etwa eine Minute lang stand, gilt sie als dicht. Und damit der Kunde auch eine Uhr bekommt, die genau eingestellt ist, steht auf meinem Tisch immer eine Funkuhr zur Referenz.

Entmagnetisieren

Ein besonders wichtiger Punkt bei mechanischen Uhren ist die Anfälligkeit für Magnetismus. Auch wenn moderne Uhrwerke zunehmend mit antimagnetischen Materialien ausgestattet werden, kommt es immer wieder vor, dass eine Uhr ungenau läuft, weil sie magnetisiert wurde. Das kann dazu führen, dass sich die Gangwerte drastisch verändern.

Deshalb gehört ein Entmagnetisiergerät zu meiner Grundausstattung als Uhrmacher. Mit diesem Gerät kann ich schnell und unkompliziert Werkzeuge und vor allem das Uhrwerk selbst entmagnetisieren. Dazu wird die Uhr oder das Werk auf das Gerät gelegt, ein Knopf gedrückt – und in wenigen Sekunden ist die Magnetisierung entfernt.

Fazit

Wie du siehst, ist selbst ein vermeintlich einfacher Batteriewechsel weit mehr als nur das Einsetzen einer neuen Zelle. Ohne die richtige Erfahrung und die passenden Werkzeuge kann schnell Schaden entstehen – sei es durch unsachgemäße Handhabung, beschädigte Dichtungen oder defekte Bauteile. Leider sehe ich immer wieder Uhren, die kaum drei Jahre alt sind, aber durch einen unsachgemäßen Batteriewechsel irreparabel beschädigt wurden.

Alle Werkzeuge und Hilfsmittel, die ich in diesem Beitrag erwähnt habe, findest du in den verlinkten Empfehlungen

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Gezeitenpanther
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